Jetzt bin ich eine begehbare Dichterplastik

Eine Untersuchung des Sprachmaterials von Werner Schwab: Dichtung und / oder bildende Kunst? – eine Ermessensfrage als Rauminstallation.

Textrecherche, Rauminstallation, Bühnenschleiernessel, 250 Körperwaagen mit Textscheiben, 15 Dia-Projektoren, Foto-/Textmontagen

Zitat Schwab: „Das Schriftstellergefühl habe ich gar nicht.“

Und hier setzt mein Versuch an, in diesem Sprachkünstler auch den Bildhauer aufzuzeigen, der er eigentlich war (Studium 1979-1982 bei Bruno Gironcoli in Wien). Während dieser Zeit entstanden Reliefarbeiten aus verderblichen Materialien (Fleisch, Innereien, Fleischhauerabfälle, Zucker, Ruß und Erde), die er bald mit Schrift und Fotos (Zeitungsausschnitte) kombinierte.

Mit der Umsetzung seiner Eigendefinition „begehbare Dichterplastik“ als Ermessensfrage in Form einer Rauminstallation aus gespanntem Bühnenstoff (!), Textobjekten und -projektionen soll der Besucher – konfrontiert mit Schwab’s Materialsprache im Kontext einer Ausstellung – im ersten Raum selbst abwiegen, was da im Text passiert. Als entsprechende Meßobjekte dienen hier im ironischen Sinn die mit Textscheiben umgerüsteten Körperwaagen.

Im zweiten Raum geht es um das Visualisierungspotential seiner Materialsprache, die auf Skulpturensockel projeziert wird. Beim betreten des Raumes liest man auf dem ersten Sockel:
„So. Ja. Gut. Aber jetzt geschieht die Entstehung des intelligenten Produkts. Die Imaginationsmuskelkraft wird das grundstoffartige Aquarell ausweiden und ausstopfen und somit zugänglich machen für alle Blicke, die es überhaupt gibt.“

(Zitat aus „Pornogeografie“)

© Fotos

Walter Lauterer