Handy
Fortlaufendes Projekt zum Thema „nonverbale Kommunikation und Migration“
Recherchen in New York (2004, 2009) und in Wien (2010)









Handy steht für Handgesten, die unmittelbar und zum Teil unbewusst als nonverbale Kommunikation stattfinden. Das Projekt widmet sich diesen sprachkulturellen „Community-Codes” im Hinblick auf globale Migrations- und Tourismusbewegungen und deren Variations- und Anwendungsspektren.
Es handelt sich dabei um dokumentarische Kunst im Bereich der Sozio-Ethnografik und deren künstlerisch formale Vermittlung und Verwertung als Instruction- Performance und grafischer “Handzeichen-Katalog”.
Hand-Zeichen bzw. Gesten sind regional definierte Bestandteile der Kommunikation und unterliegen ungeschriebenen Gesetzen der Verständigung und des Zusammenlebens. Die „Ungeschriebenheit“ dieser Ordnungssysteme soll durch das Projekt eine „Bestandsaufnahme“ erfahren, um lokale bzw. individuelle Variationsspektren aufzuzeigen. Das Wissen um die Bedeutung einer Geste ist Bestandteil soziokultureller Gesetzmäßigkeiten und wirkt im gleichen Maße ein- bzw. ausgrenzend aus bestehenden normativen Übereinkünften des Zusammenlebens. Parallel dazu ist es weiters interessant, wie sich solche nonverbalen Mittel der Kommunikation mit der heutigen Mobilität, sei es durch Reise oder Migration, in die neuen Lebensräume transportieren lassen und mit welchen Anpassungsstrukturen dies einhergeht.
Das Rechercheprojekt wird in Städten durchgeführt, die von Migrationsprozessen geprägte multikulturelle Bevölkerungsstrukturen aufweisen, und findet als vergleichende Projektreihe in Wien und New York statt.
Bei der Umsetzung als Instruction-Performance werden die Bewegungsabläufe und Bedeutungsinhalte von mittlerweile 157 verschiedenen gesammelten Handgesten zur Disposition gestellt. Das Publikum wird eingeladen, die Gesten zu erproben und intuitiv deren körpersprachliche Information zu entschlüsseln. Besonderes Interesse gilt dabei den als vermeintlich “universell” interpretierten Zeichen, die sich erst bei näherer Ausführung in Bezug auf unterschiedliche kulturelle Kontexte in ihrer (teils verfänglichen) Bedeutungsverschiebung erschliessen.
In der formalen Auseinandersetzung mit den klar definierten Zeichen-Codes entstand weiters eine Reihe von “Gestenschablonen”, um sie einerseits als “Sprachvokabular” fassbar zu machen, und andererseits eine nebeneinander und übereinander gelagerte kontextuelle Sprach-Bild-Komposition aufzubauen.
Das erhaltene, im wahrsten Sinn des Wortes, vielschichtige Zeichenwerk dient im Laufe der Performance, neben der Projektion der einzelnen Doku-Dias, als raumgreifende Piktogramm-Installation an Wänden und am Boden.
Fotorecherchen: Vorarbeiten fanden im Juni 2004 während meines Stipendienaufenthalts im ISCP in New York statt, im Sommer 2009 folgten gezielte Recherchen in Stadtteilen von New York. In Wien wurde das Projekt im Jänner/Februar 2010 in Kooperation mit LEO von Caritas Wien fortgeführt und im November 2010 abschließend im Rahmen von Vienna Art Week / special projects.
Umsetzung: Bestandsaufnahme, vergleichende Analyse, Instruction-Performances mit Publikumspartizipation und grafische Erfassung als Zeichen-Code-Sammlung.
Recherchen:
1.a) New York (Juni 2004, Vorarbeiten)
1) New York (Juli/August 2009)
2) Wien (Jänner/Februar 2010)
3) Wien /Recherche als Performance (18. November 2010) im Rahmen von Vienna Artweek / special projects: k48, interventionistisches Projekt in einem Grosskaufhaus
Instruction-Performances mit Publikumspartizipation:
1) Phoenix Gallery, Brighton /UK (24. Oktober 2009) im Rahmen von White Night Festival
2) Kunsthalle Project-Space /Wien (18. März 2010) im Rahmen von Katalogpräsentation: Hilde Fuchs
3) Recherche als Performance /Wien (18. November 2010) im Rahmen von Vienna Art Week /special program: k48, Projekt 22: DER AUFSTAND DER ZEICHEN (unangemeldete Interventionen im Kaufhaus / parasitäre Ausstellungsformen, Teil 3), Kurator: Oliver Hangl
© Fotos
Hilde Fuchs